Ganztagsangebote an der Förderschule: Starthilfen ins Leben
Sven tut sich bei Schreib- und Rechenaufgaben sehr schwer. Seine Denkmöglichkeiten sind wegen eines Sauerstoffmangels bei seiner Geburt geringer, aber in praktisch-kreativer Hinsicht ist er ein „Käpsele“. Tatjana ist nach der Schule auf der Straße. Nach Hause muss sie nicht, denn da ist niemand, der auf sie wartet, nur solche, die selber nicht mit dem Leben klarkommen. Ahmed ist erst vor wenigen Monaten als syrisches Flüchtlingskind über Jordanien nach Deutschland gekommen. Er ist normal begabt, braucht aber wegen seiner geringen Deutschkenntnisse und traumatisierender Erlebnisse eine besondere Unterstützung. Julia ist …
In die Förderschule gehen etwa die Hälfte aller Sonderschülerinnen und Sonderschüler. Viele dieser Kinder sind nicht physisch lernbehindert, sondern werden wie Tatjana durch soziale, ökonomische oder kulturelle Benachteiligungen in ihrem Lernen behindert. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ist überdurchschnittlich hoch.
Die Grundstufe der Förderschule besuchen Kinder im Grundschulalter. Es sind Kinder, die einen besonderen Unterstützungsbedarf beim Lernen haben. Die sonderpädagogische Förderung hilft ihnen in den Bereichen Wahrnehmung, Kognition, Motorik, sprachliche Kommunikation, Emotionalität und Interaktion in ihrer Lernentwicklung. Im Bildungsplan der Förderschule heißt es: „Die Förderschule muss zuallererst Einstellungen und Haltungen und die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern, die die Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben unterstützen (…). Damit verbunden sind die Entwicklung von Werten und das Bewusstsein von kulturellen und geschichtlichen Traditionen. Dies schließt auch die religiöse Dimension ein. Sie gehört grundlegend zum Menschsein und bezieht sich auf den gesamten Lebensraum Schule.“ (Info Förderschule siehe: www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/SoS/FS)
Förderschulen wollen für ihre Schülerinnen und Schüler eine behütete Lernumgebung schaffen – sich dabei aber nicht vom „normalen Leben“ abkapseln. Kooperationen mit Kirchengemeinden sind willkommen und oft sehr viel einfacher möglich als gedacht. Wichtig ist die Offenheit für die Vielfalt religiöser, kultureller und sozialer Hintergründe, die man an der Förderschule antrifft.
Impulsfragen für eine erste Kontaktaufnahme zwischen Kirche, Jugendarbeit und Förderschule:
- Identität und Selbstbild: Welches Angebot kann diese Kinder stärken, dass sie sich als wertvoll und wirksam erleben? Welche Potenziale können sie für andere einbringen?
- Selbständige Lebensführung: Was kann ihnen helfen, ihr Leben besser auf die Reihe zu bekommen?
- Umgang mit anderen: Wie können sie einen Umgang lernen, der sie sympathischer macht und ihnen eine höhere soziale Einbindung und Sicherheit bietet?
- Leben in der Gesellschaft: Wie können sie auch außerhalb der Schule, z.B. in den Gruppen der Kirchengemeinde, wertschätzende Teilhabe erleben?